Chronik des Modell Flug Club IKARUS Geilenkirchen e.V.
In den 50er Jahren existierte im Rahmen der Volkshochschule bereits eine Modellbaugruppe. Als dann die englische Militärregierung die Hobbyfliegerei mit richtigen Segelflugzeugen auf dem Flugplatz Teveren erlaubte, wurde unter Vorsitz von Willi Hüpgens aus Geilenkirchen 1958 die Luftsportvereinigung Selfkant e.V. gegründet. Die anfänglich 40 Mann starke Modellbaugruppe hatte ihr Clubheim am ehemaligen Kino in Geilenkirchen. Einmal wöchentlich traf man sich zum gemeinsamen Basteln und Erfahrungsaustausch. Zu dieser Zeit gab es kaum Baukästen oder gar Fertigmodelle. Selbst ist der Mann, hieß die Devise. Nach alten Bauplänen und selber gezeichneten Skizzen wurden aus Sperrholz, Kiefernleisten und Papier die schönsten Fesselflug und Freiflugmodelle gebastelt. Sonntags nach dem Hochamt ging’s nicht etwa zum Frühschoppen, sondern raus auf den Turn- und Kirmesplatz (jetziger „REWE-Center“-Parkplatz Geilenkirchen). Die kleinen Flugmodelle „gefesselt“ an zwei Stahldrähten und angetrieben durch einen Diesel- oder Glühzündermotor, drehten knatternd ihre Runden.
Willi Hüpgens
Mit den frei fliegenden Modellen zog man ins Gelände hinter dem Wasserturm.
Mit den frei fliegenden Modellen zog man ins Gelände hinter dem Wasserturm am Nierstraßer Weg. Funkfernsteuerungen waren damals fast unerschwinglich und dazu noch so unzuverlässig, dass man lieber den Freiflug ausübte. War das Modell einmal in der Luft, hieß es aufs Fahrrad, den Motorroller oder per Pedes hinterher. So manches Modellflugzeug musste vom Dach des Amtsgerichtes heruntergeholt werden. Mit der ganzen Familie ging es Sonntags nach dem Hochamt hinaus in die Natur. Wie man hier sieht, wurde auch für das leibliche Wohl bestens gesorgt.
Freiflug bei sonnigem Wetter hinter dem Wasserturm in Geilenkirchen ca. 1955
Das Fluggelände mitten in der Stadt stellte natürlich nur eine Notlösung dar. Der Verein trat an die Stadt Geilenkirchen heran und bekam in Rischden ein Fluggelände zur Errichtung eines Modellflugplatzes zur Verfügung gestellt. Eine sumpfige Senke, übersät mit Bombentrichtern aus dem 2. Weltkrieg, galt es herzurichten. In Handarbeit wurde planiert, eine Betonpiste angelegt und Rasen eingesät. Wie die Bilder belegen eine Knochenarbeit, zu der heute kaum jemand bereit sein würde. Mit Modellfliegen hatte dies wenig zu tun und so schrumpfte die Mitgliederzahl schnell auf einen harten Kern von 15 Mann zusammen.
Das Gelände des MFC Ikarus vor dem Beginn der Bauarbeiten.
Diese kleine Gruppe ging durch dick und dünn.
Mit eigenen Mitteln machten sie aus einem Schlammloch
einen der schönsten Modellflugplätze Deutschlands
mit einem Clubhaus, wie es besser nicht sein kann.
In Handarbeit wurde planiert, eine Betonpiste angelegt und Rasen eingesät.
Diese schöne Anlage bot sich natürlich für den Deutschen Aero Club als Austragungsort für Fesselflugmeisterschaften an. So wurde dann mit vereinten Kräften und viel persönlichem Einsatz eine Rasenpiste für Fesselflugmodelle eingerichtet. Damit war man für zukünftige Wettkämpfe bestens gerüstet, und hoffte natürlich auf finanzielle Unterstützung des Deutschen Aero Club.
Fesselflug Großmodell auf der neu angelegten Rasenpiste.
Mit finanzieller Unterstützung des Deutschen Aero-Club wurde eine weitere Betonpiste errichtet und bis 1967 war Rischden Austragungsort für Landes-, Deutsche- und Europameisterschaften im Fesselflug. Einige Clubmitglieder belegten sogar öfters die vorderen Plätze.
Einrichtung einer weiteren Betonpiste für Fesselflugmodelle.
Wettbewerbsatmosphäre am Fesselflugkreis
Rischden als Austragungsort der Deutschen Meisterschaften 1965 und der Europameisterschaften 1967 im Fesselflug.
Die technische Ausgefeiltheit der Funkfernsteuerungen nahm von Jahr zu Jahr zu, auch drängten die Firmen mit immer mehr Baukästen und Fertigmodellen auf den Markt. Der Fesselflug verlor zusehends an Reiz und das Fliegen mit ferngesteuerten Motor- und Segelflugmodellen setzte sich durch. Durch moderne Baumaterialien waren der Phantasie bei der Gestaltung der Modelle keine Grenzen mehr gesetzt. Die Mitgliederzahlen stiegen wieder an auch viele Jugendliche traten unserem Verein bei. Nach dem Abzug der Royal-Air-Force in Teveren war für die Gruppe der Segelflieger die Ausübung Ihres Hobbys zunächst nicht mehr möglich. Sie mussten, um ihren Flugbetrieb aufrechtzuerhalten, auf auswärtige Vereine ausweichen. So verlor man sich immer mehr aus den Augen. Mit Einzug der Nato in Teveren wurde Ihnen die Gelegenheit gegeben den Flugbetrieb wieder aufzunehmen, mit der Bedingung sich einem örtlichen, Luftsport treibenden Verein anzuschließen. Die Segelflieger kamen wieder als eigenständige Gruppe in unseren Verein zurück. 1978 trennte sich die Modellfluggruppe endgültig von den Segelfliegern, ließ ihnen den Vereinsnahmen und gründete einen selbständigen Verein unter der Bezeichnung: Modell Flug Club IKARUS Geilenkirchen e.V. dessen erster Vorsitzender Josef Weber wurde. In den folgenden Jahren wurde sich aber nicht auf erworbenen Lorbeeren ausgeruht. Nach dem Vorbild der Gründer arbeitete man mit eigenen Mitteln und Unterstützung der Stadt Geilenkirchen weiter. Ein Sicherheitszaun musste erstellt werden um Piloten und Zuschauer vor evtl. abstürzenden Modellen zu schützen.
Stand des Platzes mit Sicherheitszaun.
Das Clubhaus wurde renoviert und ausgebaut. Die alte Fesselflugbahn, mittlerweile brüchig geworden, musste entfernt und neuer Rasen eingesät werden. Die Gangelter Modellbautage am 1. Advent, Ausstellungen in der Kaufhalle, der Stadthalle Geilenkirchen, der Realschule und der Mehrzweckhalle Lindern, sowie mehrere Flugtage sollten der Bevölkerung unser schönes Hobby näher bringen und bei den Jugendlichen Interesse wecken.
Ausstellung in der Mehrzweckhalle in Lindern.
So entstand in jahrelanger kontinuierlicher Arbeit das Gelände des MFC Ikarus Geilenkirchen, wie wir es heute kennen. Wir hoffen auch in der Zukunft durch die Mithilfe unserer Mitglieder und die Unterstützung der Stadt Geilenkirchen, diese schöne Anlage zu erhalten, und weiter ausbauen zu können.
Heutiges Gelände mit Clubhaus, Sicherheitszaun und Vorbereitungsraum.
Modellfliegen ist eine kreative Freizeitbeschäftigung für Jung und Alt. In fast keinem anderen Hobby findet man so viele Betätigungsfelder, in denen man sich derart kreativ entfalten kann. Wer Spaß an einer sinnvollen Freizeitgestaltung hat, der ist beim MFC IKARUS herzlich willkommen.